Was soll ich noch zum Sommerlochthema sagen, wenn Margarete Stokowski im Spiegel doch schon fast alles W Richtige geschrieben hat? Halte ich die Klappe? Nein. Ich könnte ja meinen spezifisch werbeweltlichen Senf zur Abkanzelungskultur dazugeben.
Es hat schon immer ein paar Regelungen und Verbote gegeben, an die Werbung sich zu halten hat. Wettbewerbsverzerrung ist nicht okay, Alkohol- und Zigarettenwerbung nur an bestimmten Orten und nicht an Kinder. Grob lügen geht auch nicht, aber beschönigen geht in Ordnung. Wenn einen nicht gerade die Konkurrenz anschwärzte, hatte man wenig zu befürchten – höchstens eine Rüge vom Werberat wegen sexistischer Botschaften. Und die ist als provokativer Möchtegern-Multiplikator oft mit eingeplant.
Ich habe das Gefühl, hier ändert sich etwas. Und ich rede hier nicht über letztendlich geschmäcklerische Shitstorms auf Social Media. Da wird sich hinterher entschuldigt, niemand nimmt einem diese Entschuldigung ab und zwei Wochen später interessiert es nicht mehr. Ich meine gefühlt häufigere Werbeverbote, hier einige Beispiele aus letzter Zeit:
- UK advertising watchdog investigates Shell’s ‚drive carbon neutral‘ campaign | Reuters
- ‚junk food‘ ad ban: IAB, Advertising Association and Action on Sugar debate proposals | The Drum
- France bans Dutch bike TV ad for creating ‚climate of fear‘ about cars | Media | The Guardian
- What is the Tampax ad ban about? | London Evening Standard
Es ist allerdings keine Richtung erkennbar, gecancelt wird sowohl aus progressiven wie auch reaktionären Gründen. Das ist wahrscheinlich je nach Land und Behörde unterschiedlich gewichtet. Blöd nur, daß beides dann auf die Legende einzahlt, man dürfe ja nichts mehr sagen.
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